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Im Gespräch mit Afi Gbodjo Amegnandgi aus Donomadé erleben wir die Realität des Lebens in Togo. Wir haben ein Interview mit ihr geführt, das wir hier unverändert abbilden. Es zeigt unseres Erachtens ihren bewussten und realitätsbezogenen Umgang mit dem Leben und dem Schicksal.

Wie hast du dein Kind geboren?

Mein allererstes geborenes Kind, ein Mädchen, war innerhalb weniger Minuten nach der Geburt gestorben, weil ich es ohne Hilfe draußen auf dem Boden zur Welt gebracht hatte. Ich könnte also von meinem zweiten Kind berichten, das mit einem zweiten Ehemann lebend geboren wurde. Die Tage nach seiner Geburt waren relativ gesehen, weniger schlimm, da ich bereits eine unglückliche Erfahrung gemacht hatte. Diesmal bekam ich Hilfe von einer traditionellen Geburtshelferin und wie immer war es eine schwierige Übung, bei der sich Schmerz und Stöhnen mischten. Aber da es ein Junge war, überwog bald eine doppelte Freude: Es ist ein männliches Kind und dann ein gesundes Kind.


Wie hast du dich nach der Geburt erholt?

Bei meinem ersten tot geborenen Kind litt ich 3 Tage unter den Geburtsschmerzen und auch unter der schlechten Behandlung, die mir die Familie meines Mannes zuteilwerden liess. Bei meinem zweiten Kind, das lebend geboren wurde, ging es schnell besser, weil ich mich freute, endlich ein Kind zu haben. Nach acht Wochen bin ich wieder aufs Feld.


Was kannst du alles mit deinen Händen machen (handwerkliche Fähigkeiten)?

Meine zehn Finger sind schrecklich abgenützt, und sie arbeiten so hart. Hier sind sie (sie zeigt ihre Finger). Sie sind angeschlagen, aber dank ihnen kann ich meine sieben Kinder allein durchbringen, da Papa in Lomé ist und sich zu wenig an den Kosten für die Kinder und an meinen persönlichen Kosten beteiligt. Ich bearbeite das Feld, suche Feuerholz und mache den Haushalt.


Welche sind die wichtigsten Werte, die du deinen Kindern vermitteln möchtest?

Im Allgemeinen gilt: keine Faulheit, daher ist die Freude und der Eifer bei der Arbeit bei weitem der wichtigste Wert, den ich meinen Kindern vermitteln möchte, auch wenn dies heute angesichts der Krise der Gesellschaften eine schwere Aufgabe ist. Neben diesem wichtigsten Wert könnte ich auch Demut hinzufügen, denn nur sie ermöglicht es, eine Situation A, in der man weniger hat, in eine bessere Situation B zu verwandeln.


Welche Tätigkeit in deinem Alltag macht dir am meisten Mühe?

Die Arbeit auf dem Feld.


Welche Tätigkeit in deinem Alltag macht dir am meisten Freude?

Die Kommerziellen Tätigkeiten, aber auch diese Arbeiten sind nicht wirklich leicht.


Wann und wieso warst du das letzte Mal glücklich?

Im Juli dieses Jahres haben meine beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, beide die Prüfungen für den Übergang von der Mittelschule zur Oberschule bestanden.

Wann und wieso warst du das letzte Mal traurig?

Eines meiner Kinder musste ein Verwaltungspapier das 2.500 F CFA (4 CHF) kostet vorweisen, damit es im September 2022 das Gymnasium besuchen kann, und mein Mann hat nichts dafür unternommen dieses aufzutreiben, obschon er in der Stadt (Lomé) war. Als er kam, um mir zu sagen, dass er das Papier nicht geholt hat, war ich sehr wütend auf ihn und verzweifelt.


Was machst du, wenn du traurig bist, um dich aufzumuntern?

Da mein Mann in Lomé ist, hilft mir nur die Zeit aus meinen traurigen Zuständen herauszukommen.


Was gibt dir Kraft in deinem Leben?

Meine Gesundheit. Solange ich gesund bin, danke ich Gott. Die Gesundheit ist meine Stärke. Wenn ich krank bin, gibt mir das Traurigkeit und Stress, weil es wirklich niemanden gibt, der die Lücke füllt.


Was hast du heute zum Frühstück gegessen?

Vom Rest des Maisbreies von gestern mit Ademè-Sauce und das zu später Stunde, da ich mittags nichts mehr zu essen haben werde.


Was macht dir am meisten Angst?

Die Krankheit.


Was gibt dir Hoffnung?

Meine Kinder, weil sie morgen da sein werden, um sich in meinen alten Tagen um mich zu kümmern.


Was bedeutet der Tod für dich?

Das ist das Alpha und das Omega. Niemand entkommt ihm. Es ist das Stärkste. Nur das Schicksal jedes Einzelnen entscheidet, ob man alt, erwachsen, jung oder nicht mehr ganz so jung sterben muss.


Was passiert nach dem Tod?

Jenseits des Todes ist die ewige Wohnstätte der Vorfahren, das unsichtbare Haus der Eltern, die uns vorausgegangen sind. Das Leben auf der Erde ist nur ein Sprungbrett, ein vorübergehender und begrenzter Durchgang.


Was macht dich wütend?

Wenn die Kinder keine Weisheit zeigen oder die Ratschläge, die ich ihnen gebe, nicht befolgen. Die Unfähigkeit meines Mannes, mich in für mich schwierigen finanziellen Zeiten zu unterstützen.


In welchen Situationen fühlst du dich einsam

Wenn ich merke, wie die Last des Haushalts und der Kinder allein auf meinen Schultern lasten.


Was bedeutet Freundschaft für dich?

Ein Freund, eine Freundin ist eine Person, der man sich anvertraut und mit der man in der Regel Sorgen und Schwierigkeiten im Leben teilt. Ich habe niemanden, dem ich mich anvertrauen kann.


Was ist für dich ein guter Mensch?

Eine Person mit einem guten Verhalten, die sich an die Regeln des Lebens und der Gesellschaft hält.


Was ist Liebe für dich?

Liebe ist das uneigennützige Gefühl gegenüber dem anderen. Die Liebe unterstützt, sie richtet den Nächsten auf, wenn dieser fällt, sie zeigt den Weg und lenkt in die richtige Richtung.


Was sind deine Schwächen?

Ich bin schnell entflammbar und werde sehr schnell wütend.


Was sind deine Stärken?

Ich bin die Chefin in meinem Haushalt. Ich führe ein richtiges Management für die Angelegenheiten und Belastungen des Hauses und der Kinder durch. Ich verlasse mich auf niemanden, um meinen Alltag zu bewältigen, und ich tue dies vor allem für das Wohl und die Entwicklung meiner Kinder.


Was bedeuten für dich der Wald, die Bäume und die Natur?

Der Wald ist ein schützenswerter Schatz und Naturerbe. Er bringt Chancen und Projekte für die begünstigten Gemeinden. Er verbessert die lokale Niederschlagsmenge.


Was bedeutet für dich Gemeinschaft?

Die Gemeinschaft ist die Gesamtheit der Männer, Frauen und Kinder in einem ausgewiesenen Umfeld. Sie organisieren sich für das kollektive Glück. Ich beteilige mich an den Gemeinschaftsarbeiten und dafür unterstützt mich die Gemeinschaft.


Wie stärkt man Kooperation?

Grundregeln einführen. Gemeinsam handeln und Fehlverhalten sanktionieren.


Von was träumst du?

Heute befinde ich mich an einem Punkt A, der von Leid geprägt ist, einer Welt des täglichen Mangels und folglich harter Arbeit von Tag zu Tag, und ich träume davon, morgen einen Punkt B zu erreichen, der für mich und meine Kinder besser und stabiler ist.


Bist du schon mal im Traum geflogen?

Diesen Traum habe ich oft, aber es ist eher ein Alptraum, weil es mich zum Nachdenken bringt, ob ich vielleicht nicht normal bin.


Ist Körperkontakt zu anderen Menschen wichtig für dich und warum? (Umarmungen, etc.)

Gesten wie "zusammen essen" sind bei uns am weitesten verbreitet. Aber bei Umarmungen sind wir sehr vorsichtig, da die Interpretation, die man daraus machen könnte, anzüglich und für andere gefährlich ist. Alles hängt von der Beziehung zwischen den beiden Menschen ab. Umarmungen sind im Allgemeinen etwas verpönt. Nur "Hände schütteln und lange schütteln" ist kulturell akzeptiert. Ich denke Umarmungen bedeuten gute Stimmung, schöne gemeinsame Erinnerungen, Belohnung und Begeisterung.


Was bedeutet Tanzen für dich?

Tanzen ist bei uns kulturell gesehen der Ausdruck von Freude. Kurz gesagt: Nur wenn man sich freut, kann man tanzen.


Was bedeutet das Feuer für dich?

Zwei Bedeutungen. Das Feuer ist einerseits das Leiden, wenn es brennt, und andererseits ist das Feuer die Freude, dass es bald etwas Warmes zu essen gibt für die Kinder.


Was willst du den Menschen in der Schweiz sagen?

Die Realität in Donomadé ist noch immer sehr hart trotz der Bemühungen der Unterstützung vieler Menschen aus der Schweiz. Die Involvierten Schweizerinnen und Schweizer dürfen trotz der Schwierigkeiten keine Anzeichen von Schwäche zeigen, damit unsere kleinen Kinder später davon profitieren können.

 
 
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